IKB Rohstoffpreis-Information, September 2021: Bis Ende Juli 2021 zog die Weltrohstahlproduktion um 12,4 Prozent an. Für das Gesamtjahr wird ein geringerer Zuwachs gesehen, da hier im Vergleichszeitraum 2020 der größte Teil des Lockdowns erfolgte. Chinas Stahlausstoß lag um acht Prozent über dem von 2020: Das Land dürfte erneut deutlich über eine Milliarde Tonnen Rohstahl erzeugen, welche primär im Inland verbleiben.
Das Produktionsniveau in der EU zog um 20,1 Prozent an, dasjenige in den USA wie auch der Türkei erhöhte sich um 18 Prozent. In Deutschland erwartet die IKB nach dem bisherigen Anstieg von knapp 19 Prozent insgesamt eine Tonnage von rund 40 Millionen Tonnen: „Bei unserer gesamten Prognose gehen wir weltweit nicht von einem erneuten Lockdown im Verarbeitenden Gewerbe aus. Im Verlauf der nächsten Monate dürfte sich die Versorgungslage in Europa weiter entspannen, welche derzeit noch knapp ist.“
Im August 2021 gaben die Schrottpreise etwas nach. Während der Rückgang bei den Neuschrottsorten nur rund 2,5 Prozent betrug, gaben die Altschrotte um bis zu zwölf Prozent nach. Obwohl die deutschen Stahlwerke weiter über gut gefüllte Orderbücher verfügen, hielten sich diese mit größeren Bestellungen zurück. Zudem kamen wenige Impulse aus dem Exportgeschäft. Da das Aufkommen bei etlichen Neuschrottsorten immer noch knapp war, konnten diese sich fester behaupten. Da die Stahlwerke in der Türkei vermehrt auf dem nordamerikanischen Markt sourcten, schlug dies negativ auf die Schrottpreise durch. Die Eisenerz-Spotmarktpreise sanken im Durchschnitt des Augusts gegenüber Juli um 47 US-Dollar pro Tonne, was Druck von den Stahlpreisen nimmt. Die IKB erwartet in den nächsten zwei Monaten jedoch keinen starken Verfall der Schrottpreise, sondern nur eine leichte Entspannung.
Trotz weiterhin guter Auftragslage vieler Stahlwerke kam es in der zweiten Monatshälfte bei saisonüblichem Angebot im August zu einem leichten Abbröckeln der Preise. Der Absturz der Spotmarktpreise für Eisenerz frei China nach einer Normalisierung der brasilianischen Produktion hat dies sicher gefördert. Der Margendruck auf die Stahlpreise hat sich daher am Monatsende deutlich entspannt. Die Preise für Warmbreitband gaben im Durchschnitt um 21 Euro pro Tonne nach, wobei eine Differenz von 37 Euro pro Tonne zwischen Monatsanfang und Monatsende lag. Verzinkte Bleche sanken bei weiter anziehendem Zinkpreis im Monatsverlauf um 39 Euro pro Tonne. Walzdraht verteuerte sich dagegen im Monatsmittel um 17 Euro pro Tonne. Bei den europäischen Stahlpreisen dürfte der Höhepunkt der Spotpreise nun gefunden sein, die Kontraktpreise für das zweite Halbjahr dürften im Vergleich zum ersten Halbjahr jedoch um bis zu 50 Prozent angezogen haben. Eine nachhaltige Preisumkehr wird in der ersten Jahreshälfte 2022 erwartet.
Quelle: IKB Deutsche Industriebank AG